Mathon in nur 13 Wochen - unmöglich? Das Marathonwochenende
Und dann war es soweit. Das Marathonwochenende stand vor der Tür und nun würde sich zeigen, ob ich bis dahin alles richtig gemacht hatte. So oder so sollte es ein grandioses Wochenende mit vielen tollen Leuten werden.
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Mit Kim, Jan, Maren, Falko und Flori vor dem Start |
Ich hatte mir extra die drei Wochen vorm Marathon Urlaub genommen, um ausgeruht und gestärkt an den Start gehen zu können. Der Freitag war gekommen.
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Zusammen mit Jan Fitschen und seinem Buch |
Auf ging es zur Berlin Vital, das ist die Marathonmesse des BMW Berlin-Marathons. Dort angekommen gab es direkt die Startunterlagen. Nach einem kleinen Rundgang gab es noch einen kurzen Plausch mit dem ehemaligen 10.000m-Europameister Jan Fitschen, dessen Buch "Wunderläuferland Kenia" ich mir dann noch mit Signatur und Widmung mitgenommen hab.
Der Tag bevor es ernst wird
Samstag stand dann endlich der Shake Out Run mit dem Nike+ Run Club an. Mit ca. 130 Läufern aus der ganzen Welt gab es dann gemütliche 5km durch die Straßen entlang. Und damit wir schon einmal Marathonluft schnuppern konnten, ging es einen Teil der Strecke des Marathons entlang. Da zu dem Zeitpunkt gerade die Inlineskater ihren Marathon absolvierten, hatten wird auch schon einmal die Möglichkeit anzufeuern. Natürlich ging es auch hier nicht ohne obligatorisches Teamfoto, bevor wir wir dann wieder am Store waren und ein kurzes Stretching zum runterkommen gemacht haben.
Abends ging es noch mit einigen der Nike Crew zur Pastaparty schlemmen und den Körper mit Kohlenhydraten zu füttern. Ich glaube zuhause wäre ich vor Aufregung und Vorfreude gestorben, aber dank der netten Ablenkung konnte ich abends zufrieden und entspannt einschlafen.
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Beim Shake Out Run mit Josi am Start |
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Gruppenfoto zum Abschluss - bereit morgen alles zu geben! |
Rennen in 3..2..1..
Sonntag. Tag X. Der Tag, auf den viele, viele Läufer und auch ich ewig hingefiebert haben.
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Das Outfit ist bereit |
Für mich startete der Tag wie jedes Mal vorm Berlin-Marathon. 5:40 Uhr Wecker klingelt, kurz fertigmachen, um kurz nach 6 Uhr einmal um den Block laufen, um fit zu werden und dann schön duschen. Ich bin einfach absolut kein Morgenmensch und das hilft mir, um morgens beim Marathon fit zu sein. Zumindest rede ich mir das ein. Nachdem ich mir ausnahmsweise ein Toast mit Honig und das andere mit Salz und Pfeffer gegönnt hatte, konnte es auch schon in Richtung Startbereich losgehen. Um 8 Uhr wollten wir uns nämlich vor dem Berliner Reichstag treffen, damit man kurz noch quatschen, sich gemeinsam einstimmen und warmmachen kann.
Nachdem wir unsere Sachen abgegeben hatten, ging es dann zusammen mit
Flori,
Maren, Julia, Jan, Kim und Falko direkt Richtung Startblock.
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Auf dem Weg zum Startblock |
Startschuss -Booom - Und dann ging es auch schon los. Als grobe Richtung hatten wir uns eine Zielzeit zwischen 3:40h und 3:45h vorgenommen. Nachdem wir die ersten Kilometer gemütlich angegangen sind (
ACHTUNG! Wer hier zu schnell ist, kann sich hintenraus das Rennen unnötig schwer machen, denn jede Sekunde am Anfang zu schnell, kann dich hintenraus Minuten zu langsam machen) und unser Tempo gefunden hatten, lief es erst einmal. Die Kilometerschilder flogen gefühlt nur so vorüber und so waren wir schnell am Rosenthaler Platz, dem Alex und dann schon am Strausberger Platz angekommen. Mehr als ein Viertel der Distanz war im Sack und Flori und Falko hatten sich bereits zwei Kilometer zuvor verabschiedet, da sie anscheinend in der Nacht von Kraft geträumt hatten und ihnen unser 5:12er Schnitt bis dahin zu langsam war.
Halbmarathon? Check.
Auch die nächsten Kilometer vergingen nur so im Flug, bis wir am
Kotti,
Hermannplatz und
Mehringdamm vorbeikamen und uns dann langsam Richtung Halbmarathonmarke bewegten.
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Maren, Kim und ich (v. rechts) bei Kilometer 21 |
Alles bis hierhin sollte ja eigentlich nur warm-up sein und umso besorgter war ich, als nach ca. 16km meine linke und nach 18km auch meine rechte Waden anfingen zu ziehen. "Verdammt, das darf nicht wahr sein. Nicht jetzt schon", schoß mir durch den Kopf. Denn für mich war es nichts besonderes, dass Krämpfe kommen. Ich will nicht sagen, dass ich mich dran gewöhnt habe, aber das war bisher auch bei den vier anderen Marathons nach jeweils ca. 35km so. Aber das erste ziehen bevor die Halbmarathomarke erreicht war, das hat mich doch schon ein wenig angekratzt. Egal. Mund abwischen und weitermachen. Hilft alles nichts.
Circa drei Kilometer weiter war es dann soweit. Ich hatte das erste und (soviel kann ich schon einmal verraten) und nicht das letzte Mal an dem Tag Pipi in den Augen. Unter der Autobahnbrücke am
Innsbrucker Platz spielte eine große Trommlerband und irgendwie war die Stimmung so gut, dass mir die ganzen schweren Momente aus dem Training vor meinem geistigen Auge abliefen und ich einfach nur froh war, dass ich es nun schon so weit geschafft hatte. So ging es voll beflügelt auch die nächsten Kilometer weiter, bevor es dann das erste Mal richtig hart wurde. Hier verabschiedete sich dann auch die Julia, sodass nur noch Maren, Kim und ich in der anfangs angestrebten Zielpace unterwegs waren. Nach gut 27 Kilometer kam dann langsam das erste Mal die Mauer im Kopf. "Bis hierhin und nicht weiter", sagte mir eine leise Stimme. Aber das "den Rest schaffst du auch, das ist alles eine mentale Sache" war stärker. Mindestens bis Kilometer 30 (das war ja meine Gewohnte Trainingsdistanz) wollte und musste ich einfach mit den Mädels mithalten. Die Salamitaktik bewährte sich auch hier einmal mehr, denn nach dem
Wilden Eber waren es nur noch gut zwei Kilometer und die waren auch schnell geschafft. Nun ging es ja "nur noch" den
Hohenzollerndamm hoch, dann Richtung
Ku'Damm,
Potsdamer Platz,
Gendamenmarkt.. Alles ja nicht mehr so weit. Dreiviertel waren bald geschafft und so war der NRC Cheering Hub für mich das gemeinsame Ziel mit den Mädels, die die Kilometer scheinbar mit links runterrissen.
Einmal im Leben schneller sein als der Flow
Ein kleines Highlight war dann, als wir den
Florian Neuschwander und Max Herre eingeholt hatten. Die Mauer im Kopf war immer noch da, das Bedürfnis einfach nur noch stehenzubleiben auch, aber dann schlug es für einen kurzen Moment um. #ballern ging mir durch den Kopf, "einmal im Leben schneller als der Flow sein", blitze dann auf und ganz nebenbei fiel mir wieder ein, wie Florian so locker flockig die über 50km morgens um den Starnberger See lief, als die coole Bloggertruppe mit ihm im April zum
Bauerfeind-Event da war. Zu dem Zeitpunkt waren wir bereits bei Kilomter 33 und somit nur noch neun Kilometer übrig. Neun Kilometer, die sind ja jetzt wohl nur noch die Kür. Wahrscheinlich die härteste Kür, die es im Laufgeschäft gibt.
Minuten später waren wir dann endlich am NRC Cheering Hub angekommen und der Schmerz zwar nicht vergessen, aber für einen Augenblick ausgeblendet. 36 Kilometer. Wow! Der Hammer. Und dann die ganzen bekannten Gesichter, Motivation pur. Zwar wurden die Beine immer schwerer, aber nun wollte ich es wissen.
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Im Cheering Hub angekommen konnte ich wieder lachen |
Only six more kilometres to go..
Weiter war ich selbst das eine Mail im Training nicht gekommen. Und auch da nur mit Gehpausen und unter Schmerzen. Ich hatte schon die Ahnung, dass es nun ein schmaler Grat wird auf den Körper zu hören. Ganz schmal zwischen "das Tempo schaffe ich noch" und "verdammt krampfen die Waden." Nach circa 37km wurde dann der Abstand zu Maren und Kim immer ein paar Meter größer, bevor ich wieder aufschließen konnte. Doch beim Verpflegungsstand bei ca. Kilometer 38 war Schluß. Das Greifen des Getränks und der Apfelstücke dauerte zu lange und so musste ich die Mädels ziehen lassen, denn eine Tempoverschärfung hätten die Waden leider beim besten Willen nicht mehr zugelassen. Aber hey, 38 Kilometer in unter 5:15er Pace sind wie ich finde schon der Hammer.
Ab jetzt hatte ich nur noch drei Dinge vor Augen. Das Publikum auf den letzten Kilometer genießen, keine Krämpfe mehr einhandeln und dann im Ziel mein Finisher-Bier bekommen.
Zwar musste ich mein Tempo rapide senken, aber umso aufmunternder waren dann die ganzen "Lars" rufe und motivierenden (ich tippe mal überwiegend skandinavischen) Worte. Und so habe ich versucht jeden Meter zu genießen, die Stimmung aufzusaugen und den Zuschauern, die uns Läufern sooo viel geben, ein Lächeln zurückzugeben.
Denn auch wenn eine schnelle Zeit gut ist und man sicher drüber freut, bleibt einem meistens doch kaum Zeit mehr die gute Stimmung bis ins letzte zu genießen und auch mal ein Paar High-fives bei den unzähligen Kinderhänden einzuholen, die wie Power-ups wirkten.
Der Zieleinlauf
Und dann war es soweit. Es ist der 25. September 2016 - 12:58 Uhr. Ich biege von der
Glinkastraße auf die Straße
Unter den Linden ein. Etwas mehr als 500m sind es noch bis zum
Brandenburger Tor. In weiteren 400m hab ich es geschafft. Es ist nicht mein ersten Marathon und ich würde mich auch nicht als alten Laufhasen bezeichnen, aber wenn man schon öfter bei einem Marathon an den Start gegangen ist, meint man doch schon ein kleines Bisschen Erfahrung zu haben. Und die Erfahrung lehrt mich eigentlich, dass man einen Marathon nicht nach exakt 13 Wochen Vorbereitung schaffen kann. Doch nun ist es soweit. Die Tribünen kommen näher, der Körper ist auf der letzte Rille, aber die Stimmung auf den letzten Kilometern war grandios. Und so ziehen die unzähligen Menschen, die Cheerleader und Fotografen vorüber. Nachdem ich noch ein paar Mal zwischendurch kurz Tränen in den Augen hatte, kam nun die Erleichterung und ein dicker Kloß vor Freude im Hals. 3:49:08h stand auf der großen Anzeige. Meine Uhr stoppte dank Nettozeit schon etwas eher und so kam ich nach exakt 3:45:47h ins Ziel. Ein Stein viel vom Herzen. Das war zwar nicht mein erster und hoffentlich auch nicht mein letzter Marathon, aber wahrscheinlich der emotionalste bis dahin.
Wie es weiter geht
Ich weiß, dass es wirklich nicht normal ist, in so kurzer Zeit zurückzukommen. Natürlich ist es wesentlich leichter etwas zu erreichen, was man schon einmal geschafft hat. Deshalb würde ich niemals jemandem mit so wenig Vorbereitung wie ich sie hatte empfehlen, bei einem Marathon an den Start zu gehen. Sport ist für mich immer mit Respekt verbunden. Respekt vor den anderen Sportlern, Respekt vor der Leistung und Respekt vor mir selbst. Deshalb ist jetzt erst einmal Feierabend. Für dieses Jahr hab ich alles gesehen und erreicht. Zwar nicht von dem was ich wollte, aber was für mich machbar war. Nun steht erstmal eine Pause an. Außerdem hab ich jetzt genügend Zeit das kommende Jahr zu planen und hab auch schon einige Ideen, über die ich hier noch später berichten werde.
Vielleicht warst auch du letzte Woche dabei, vielleicht war es ein andere Lauf, vielleicht (und das würde mich natürlich besonders freuen) war es aber auch aufgrund dieses Artikels hier, dass du einen neuen sportlichen Vorsatz gefasst hast. Das finde ich super! Bleib dabei, dann wird es was. Egal ob 5km Volkslauf, Halbmarathon, ganze 42,195km oder was auch immer. Natürlich ist das Training auf einen spezielles Ziel hin immer mit harter Arbeit verbunden. Aber es lohnt sich. Hard work pays off! Das Gefühl dich und die Strecke besiegt zu haben ist unbeschreiblich und ein toller Lohn. Außerdem lernst du dich selber besser kennen. Du wirst merken, dass das, was du vor einigen Wochen, Monaten oder Jahren für unmöglich gehalten hast, machbar ist und in greifbare Nähe kommt. Also nichts wie los! Schreib mir gerne in die Kommentare, was du so geplant hast.. ;-)
Hier findest du übrigens zu Teil 1 - der Vorbereitung.
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