I did it. Again. Laufreise zum London Marathon 2018
Dieser Beitrag wird unterstütz von New Balance und enthält Werbung.
Und dann war da auf einmal Sarah. Die Beine schmerzten wie Sau, die Sonne brannte auf den Kopf, die Stimmung kochte. Aber Sarahs blick sagte mir, dass es jetzt nichts anderes mehr als zu finishen gab. Und es waren auch "nur" noch rund 800 Meter bis zum Ziel. Kein zurück. Auch wenn es schmerzte. Aber die Schilder vergingen auch. Noch 600 Meter. Selten lagen für mich die Gefühle „schade, dass es vorbei ist“ und „eigentlich hätte ich auch schon vor einer Stunden die Schnauze voll gehabt“ dichter beieinander. Noch 400 Meter. Der Buckingham Palace ist nahezu erreicht. Gestern früh beim Shakeout Run war hier noch alles ruhig und jetzt tobten hier die Zuschauer. 200 Meter noch. Es geht am Victoria Memorial vorbei und es wird auf The Mall eingebogen. Die Straße, auf der das Ziel steht. Und es ist so dicht, dass das Adrenalin im Körper jeglichen Schmerz vergessen lassen. Ich hatte vorher schon ein paar mal Pipi im Augen, je dichter das Ziel kam, desto stärker wurde es wieder.
Aber zurück zum Anfang. Ende Dezember 2017 bekam ich von New Balance die Einladung zum London Marathon zu fahren. DEN LONDON MARATHON. Auch wenn es sich bis zum Startschuss wie ein Traum anfühlte und ich selbst in London angekommen noch dachte, dass mich doch bitte mal jemand zwicken möge, war es nicht einmal für 0,000000001 Sekunden eine Überlegung, ob ich überhaupt mitlaufen möchte. Nach London möchte man nicht einfach nur. Nach London muss man. Also hatte ich schleunigst alle Pläne für andere Frühjahrsmarathons verworfen und zugesagt, bevor es sich die NB Crew anders überlegen konnte.
Auf dem Weg nach London
Unser Hotel am Piccadilly Circus |
Aber zum Einchecken und staunen blieb an der Stelle auch nicht viel Zeit. Denn die Marathon-Expo auf dem Gelände des ExCeL London wartete schon. Und damit einer der wichtigsten Dinge rund um so ein Laufevent - die Startunterlagenausgabe. Wir hatten großes Glück, dass die öffentlichen Verkehrsmittel den in den Tagen vorher angekündigten Streik doch nicht durchgezogen haben, denn dann wäre das ganz schön schwierig gewesen. Aber so ging nicht nur die Anreise zum Gelände des ExCeL super schnell, sondern auch die Startunterlagenausgabe selber. Starnummer, Chip, zwei Biergutscheine und die letzten Läuferinfos in einem großen Umschlag. Jetzt gab es kein zurück mehr. Nummer 55324 versprach mir 26.2 Meilen Spaß und Stimmung. Naja und was noch so zu einem Marathon dazugehört. Auf jeden Fall aber Meilen, denn die feinen Herrschaften auf der Insel haben es ja nicht so mit dem metrischen System.
Noch schnell ein bisschen geshoppt (kann ein Läufer zu viele Laufsachen haben? Ich fürchte nein!), das eine oder andere sehr kleine Bier auf der Messe genossen, Goodiebags abgestaubt und zum Abschied noch ein paar Runden Airhockey gespielt. Noch kurz bei Jamie Oliver gegessen, mit einem kleinen Gute-Nacht-Drink in der Bar nebenan die Kehle befeuchtet und dann war auch schon wieder schlafen angesagt. Bekanntlich ist ja die letzte Nacht vor einem Marathon eher unwichtig. Die Nacht davor aber umso relevanter und da muss man dann natürlich gut schlafen.
Langsam wird es ernst - nur noch einmal schlafen
Auf zum Shakeout Run |
Zeit die Beine hochzulegen
So viel Bewegung sollte es dann auch nicht mehr werden. Ein bisschen Sightseeing am Tower und der Tower Bridge, dann noch dem London Eye und dem sich unter Renovierungsarbeiten befindliche Big Ben einen Besuch abstatten, bevor es an Westminster Abbey vorbei zum Zielbereich und zum Abschluss der Tour noch zum New Balance Flagship Store auf der Oxford Street ging. Das reichte dann aber auch. Genug Bewegung. Die Pasta Party im Hotel hat gerufen, denn es war Carboloading angesagt. 😍
Mit Sarah vor der Tower Bridge |
It's Raceday!
Und so kam es auch. Der Wecker klingelte früh. Genauer gesagt um 6:20 Uhr, denn die Strecke in London ist kein Rundkurs, sondern geht von Punkt zu Punkt und um mit etwas Vorlauf zum Start in Greenwich zu sein, ging es um 7:30 Uhr vom Hotel aus los. Zum Glück hatte ich mir meine Sachen schon am Abend zuvor parat gelegt und so wollte nur noch das Frühstück verdrückt werden.
Komischerweise fühlte es sich bis hierhin irgendwie noch immer wie in einem Traum an. "Rennst du wirklich gleich 26.2 Meilen durch London?", ging mir durch den Kopf. Dass in London bereits schon morgens frühlingshafte Temperaturen herrschten und die Sonne mit den freudigen Gesichter der Läufer um die Wette strahlte, tat sein Teil hinzu, das es wie in einem Traum wirkte. Ich meine, wann Regnet es denn bitte mal nicht in London!?
Auf dem Weg zum Start |
Startschuss der Queen - auf geht's
Und dann ging es auch schon los. Kaum hatte die Queen vom Palast aus den Startschuss gegeben, begann der Spaß auch schon. Die ersten Meilen vergingen mal wieder wie im Flug. Besonders, weil die Briten ab Meile 1 Vollgas gaben. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Über die gesamte Strecke gab es kaum einen Abschnitt, an dem keine Stimmung herrschte. Jubeln, Abklatschen, Singen, Tanzen. Durch die Stimmung angepeitscht rauschten die Meilenschilder nur so vorbei. Besonders cool fand ich, dass ich die erste Dreiviertelstunden mehr oder weniger auf einer Höhe mit zwei als Rakete verkleideten Läufern unterwegs war, die ihre Rakete gemeinsam vor sich hertrugen. Generell fiel es auf, wie viele Läuferinnen und Läufer in Kostüm liefen. Egal ob als Weihnachtsbaum, Kloschüssel oder Vorhängeschloss. Alles fürs Guinnessbuch.
Nach Meile 11 warteten schon unsere Freunde Eva, Nhi und Maria auf Sarah und mich, die gemeinsam mit mir für das Team New Balance am Start war. Und was gibt es schöneres, als wenn man persönlich am Streckenrand unterstütz wird? Genauso hatte ich mich dann über Sabine gefreut, die ein paar hundert Meter weiter stand und ihre Laufreisegruppe anfeuerte. Noch ein paar Schritte später folgte dann schon die Tower Bridge, mit der die Themse überquert wurde, bevor es Richtung Canary Wharf ging. Und ab hier wurde es schwer. Zwar war die Stimmung auf der Tower Bridge mehr als nur ein Highlight und mit einer der besten Hotspots auf der ganzen Strecke, aber so langsam wurde es auch richtig warm, denn es war um die Mittagszeit.
Die zweiten 21 Kilometer verlangten mir alles ab
Was mir besonders und leider auch verhältnismäßig früh auffiel, war, dass extrem viele Läuferinnen und Läufer medizinische Hilfe in Anspruch nehmen mussten. Leider hatten bei den Temperaturen offensichtlich relativ viele mit Kreislaufproblemen zu kämpfen, was am Ende des Tages sogar zu einem prominenten Todesfall führte. Ich glaube DAS Horrorszenario eines jeden Läufers und erst recht der Angehörigen. Deshalb an der Stelle auch noch einmal mein Mitleid an die Angehörigen!
So kam es auch, dass ich nach der ersten Hälfte das Tempo wesentlich entschärfte und der sommerlichen Temperaturen Tribut zollen musste. Summa summarum geht es als Freizeitläufer doch um nichts. Klar, möchte jeder sein bestes geben. Aber da wir als Freizeitläufern weder mit einer 6:30 h noch mit einer 2:30 h einen Blumentopf gewinnen können, sollte doch die Freude am Lauf und die Gesundheit im Vordergrund stehen. Und so redete ich mir den langsam immer näher kommenden Tiefpunkt wieder schön.
Umso cooler war es, dass ich mich noch stärker auf die Leute am Streckenrand konzentrieren und die Stimmung aufsaugen konnte. Seien es die abklatschenden Kinderhände, unzähligen Bands oder das Bier bei ein paar Mädels von Run Dem kurz nach Kilometer 33.
Ein paar Süßigkeiten gehen immer |
Kurz vorm Ziel warteten nochmal Eva, Nhi und Maria auf Sarah und mich, die mir einen Apfel und was zu trinken reichen wollten. Leider sind sie dort für mich in der Masse der Zuschauer untergegangen, weshalb ich darben und ohne letzte Verpflegung, vor allem aber ohne die bekannten Anfeuerungsrufe ins Ziel musste. Zum Glück waren es da aber auch nur noch unwesentlich mehr als zwei Kilometer. Zu den Zeitpunkt war es schon mein langsamster Marathon überhaupt. Aber all das war mir egal. Ich war einfach nur froh, gleich ins Ziel zu kommen. Nur ziehen sich die letzten Meter bei einem Marathon immer so. Wisst ihr, woran das liegt? Gefühlte Wahrheit ist für mich, dass die ersten fünf Kilometer und die letzten zwei, drei mindestens gleich lang sind. Zumindest fühlt es sich so an, aber das werde ich nochmal untersuchen. Was bei jedem Kilometer aber gleich ist, ist, dass stehenbleiben keinen Sinn ergibt (zumindest solange man nicht verletzt ist). Also mussten nochmal die letzten Kraftreserven mobilisiert werden. Und dann war da auf einmal Sarah. Die Beine schmerzten wie Sau, die Sonne brannte auf den Kopf, die Stimmung kochte. Aber Sarahs blick sagte mir, dass es jetzt nichts anderes mehr als zu finishen gab. Und es waren auch "nur" noch rund 800 Meter bis zum Ziel. Kein zurück. Auch wenn es schmerzte. Aber die Schilder vergingen auch. Noch 600 Meter. Selten lagen für mich die Gefühle „schade, dass es vorbei ist“ und „eigentlich hätte ich auch schon vor einer Stunden die Schnauze voll gehabt“ dichter beieinander. Noch 400 Meter. Der Buckingham Palace ist nahezu erreicht. Gestern früh beim Shakeout Run war hier noch alles ruhig und jetzt tobten hier die Zuschauer. 200 Meter noch. Es geht am Victoria Memorial vorbei und es wird auf The Mall eingebogen. Die Straße, auf der das Ziel steht. Und es ist so dicht, dass das Adrenalin im Körper jeglichen Schmerz vergessen lassen. Ich hatte vorher schon ein paar mal Pipi im Augen, je dichter das Ziel kam, desto stärker wurde es wieder. Mit Sarah links von mir war das Ziel fast schon zu greifen nah, und dann hatten wir es geschafft. Durch das Ding. We did it. 26.2 Meilen durch das sonst eher nicht so sonnige London. Major Marathon Nummer 2. Da konnten die Augen nicht anders, als feucht zu werden. Sowohl bei Sarah, als auch bei mir.
Mit dem Bier und Mickey im Ziel |
Ein riesiges Bier als Geschenk
Kaum waren Sarah und ich im Ziel, mussten wir uns auch erstmal hinsetzen. Nach über 42 Kilometern wollten unsere Beine nicht mehr. Ich muss sogar so fertig ausgesehen habe, dass die junge Frau bei der Kleiderbeutelausgabe mich bat mich umzudrehen und die Arme auszustrecken, damit sie mir gleich den Beutel auf den Rücken schnallen konnte. Und dann warteten auch schon die Mädels auf uns. Für Sarah mit einem Minion- und Einhornluftballon und für mich mit einem Mickey- und überdimensional großen Bierkrugluftballon. So ein cooles Geschenk habe ich selten nach einem Marathon bekommen.
Vielen Dank noch einmal an New Balance, für diese außergewöhnliche Möglichkeit bei einem der beliebtesten Marathons starten zu dürfen und an Eva, Nhi und Maria für den Support auf der Strecke.
London wird mir noch sehr lange in guter Erinnerung bleiben. Oder wie es so schönt heißt: Davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen.
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