Test: Apple Watch Series 6 - zum Laufen geeignet?
Anzeige: Die Apple Watch wurden mir netterweise von Apple zur Verfügung gestellt.
Braucht man zum Laufen wirklich eine Laufuhr, wenn man seine Trainingseinheiten tracken und gleichzeitig sein Smartphone zuhause lassen will? Oder reicht auch eine Smartwatch wie die neue Apple Watch Series 6*? Darum geht es in diesem Testbericht. Wer es lieber visuell mag, kann sich meine Erfahrungen mit der neuen Watch auch in Videoform bei YouTube anschauen... 😉
Der Unterschied zu reinen Laufuhren
Smartwatches und Laufuhren gleichen sich in den letzten Jahren immer mehr an. Während High-End Laufuhren immer smarter werden und sich der Funktionsumfang beispielsweise durch Musikstreaming, kontaktloses Bezahlen, den Wetterbericht und sogar Spiele erweitert, fokussiert sich die Apple Watch von Generation zu Generation immer mehr auf die Gesundheit seiner Träger.
Doch auch wenn sich hier die Funktionen angleichen, gibt es gerade in baulicher Hinsicht unterschiede. Bei Laufuhren liegt am Ende des Tages der Fokus doch stärker auf dem Laufen bzw. auf Sport, weshalb in der Regel Verschiedene Buttons für Start und Stopp, Pausen, Runden und Co. vorhanden sind. Das Erleichtert das Training gerade bei Bahn- und Intervalltrainings sehr, da man einfach auf Knopfdruck bspw. eine neue Runde tracken kann. Die Apple Watch* wiederum wird vor allem über den Touchscreen bedient und hat lediglich eine Seitentaste und die digitale Krone, mit der es sich durch das Menü gehen lässt. Das macht die Bedienung bei Intervallen oder auf der Bahn nicht unbedingt leichter. Vor allem nicht mit verschwitzten Fingern. Auch wenn die Apple Watch meiner Erfahrung mit Schweiß an den Fingern mittlerweile sehr gut zurechtkommt und das - im Gegensatz zu Wasser / Regen - fast kein Problem mehr darstellt, muss man dennoch zum Bedienen auf das Display schauen. Eine neue Runde ohne den Blick von der Strecke zu entfernen? Eher nicht möglich.
Laufen mit der Apple Watch - die passende App
Will man einfach loslaufen, sein Training aufzeichnen und das Training hinterher auswerten, ist das mit der Apple Watch und seinen diversen Apps zum Trainieren prima möglich. Mit Apples eigener Sport-App namens Training lassen sich dutzende verschiedene Sportarten tracken und beim Laufen - sofern gewünscht - vor dem Training ganz einfach Ziele für die Distanz, Pace oder den Kalorienverbrauch festlegen, zu denen man dann während des Trainings Hinweise kriegt.
Darüber hinaus gibt es aber auch eine Reihe von kostenlosen und kostenfreie Drittanbieterapps, die alles ihre eigenen Vorteile haben. Deshalb lohnt es sich auch zu schauen, ob für einen persönlich eine andere App noch praktischer ist.
Nutzt man die App MapMyRun von Under Armour und hat dazu die passenden Laufschuhe aus der Connected Footwear-Kollektion von Under Armour, bei denen die Schuhe mit einem integrierten Sensor ausgestattet sind, kann man sogar während des Laufens akustisches Feedback zum Laufstil über den Lautsprecher der Watch oder Bluetoothkopfhörer und auch auf dem Display angezeigt bekommen. Das ist meiner Ansicht nach ein Meilenstein, was das Training angeht und ein wirklicher Mehrwert. Dadurch lassen sich gezielt Technik-/ Laufstiltrainings in das Training integrieren und das Risiko für typische Läuferverletzungen wie Shin Splints oder das Läuferknie minimieren und gleichzeitig die Effizienz beim Laufen steigern.
Training mit der App MapMyRun von Under Armour |
Ein weitere Verbesserung findet man mittlerweile bei Strava vor. Klar, kann man seine Trainings direkt mit der App von Strava aufzeichnen, aber jede App hat nunmal seine Vor- und Nachteile und mir ganz persönlich war die App bisher auf der Watch zu unübersichtlich, während ich die App auf dem iPhone liebe und dort vor allem gern meine Radtouren aufzeichne. Wollte man bis dato Trainings mit einer anderen App aufzeichnen und in Strava importieren, war das tendenziell etwas umständlicher und nur mittels Workaround möglich. Mittlerweile hat Strava den nötigen Zugriff auf die Trainingsdaten über die Health-App von Apple, in der alle Daten zusammenlaufen. Dadurch lässt sich ein absolviertes Training ganz einfach auch im Nachgang auf dem iPhone in der Strava importieren, worauf ich lange gewartet habe.
Offline-Karten im GPX-Format lassen sich mit der kostenpflichtigen App WorkOutDoors (6,99€ im AppStore, Stand 11/2020) auf die Watch bringen, sodass man gerade im Gelände auch mit vorgegebenen Routen laufen kann, was gerade beim Trail Running praktisch ist.
Das Auswerten der Trainings ist anschließend am besten auf dem iPhone möglich. Hier lassen sich sämtliche Details der Trainings ansehen, um sie in die Trainingssteuerung mit einfließen zu lassen.
Besonders praktische Features
Für präzisere Daten beim Bewegen misst der neue, immer aktive barometrische Höhenmesser durchgehend und in Echtzeit Höhenunterschiede, was besonders im Gelände wie beim Laufen in den Bergen spannend sein kann.
Zudem kann man die Apple Watch* mit einer eSim ausstatten und ist somit mobil erreichbar. Das finde ich beim Laufen sehr praktisch, weil ich dadurch mein Handy zuhause lassen und im Notfall dennoch einen Notruf absetzen kann. Zudem kann man dadurch unterwegs Musik streamen (sofern man einen Datentarif hat) und noch viel mehr. Auch die automatische Sturzerkennung nutzt das Mobilfunknetz. Sollte die Apple Watch feststellen, dass du gestürzt bist, startet ein Alarm. Reagierst du darauf nicht innerhalb von 60 Sekunden und schaltest diesen Alarm nicht ab, wird ein Notruf abgesetzt. Im Zweifelsfall kann die Apple Watch also Leben retten. Wichtig: Bei den Gehäusevarianten aus Edelstahl und Titan kann direkt eine eSim verbunden und das Mobilfunknetz genutzt werden. Die Vorausrüstung ist nicht beim Aluminiumgehäuse gegeben. Bei diesem musst du die mit einem Aufpreis (ca. 100€, Stand 11/2020) verbundene Variante "GPS + Cellular" der Apple Watch kaufen.
Als angenehm finde ich auch die Vielfältigkeit was Musik und Co. beim Laufen angeht. Mittlerweile kann man nicht nur Apple Music, sondern Spotify auf der Apple Watch nutzen und in der Beta-Variante mit Spotify direkt Musik online streamen. Dafür war früher immer das iPhone in Reichweite notwendig. Auch hierfür wird ein Mobilfunkverbindung bzw. WIFI in der Nähe benötigt. Zudem kann man wie gewohnt seine Podcasts, Hörbücher, etc. direkt auf die Watch laden und hat somit genug Hörgenuss für kurze und lange Laufrunden parat.
Ein Brustgurt zur Pulsmessung ist nicht nötig, da der grün blinkende, optische Herzfrequenzsensor am Handgelenk ziemlich genau misst. Ausfälle und deutliche Abweichungen in der Messung sind dabei meiner Erfahrung nach äußert gering. Wer dennoch lieber einen Brustgurt trägt, kann einen mittels Bluetooth mit der Apple Watch koppeln.
Schneller laden, mehr Laufspaß?
Im Vergleich zur Vorgängerin Series 5 soll der Akku der Apple Watch Series 6 stärker geworden sein. Tatsächlich habe ich abends ein paar Prozent mehr an Akkukapazität zur Verfügung stehend, allerdings ist das eher nicht der Rede wert. Es bleibt dabei, einmal am Tag muss die Apple Watch aufgeladen werden, wenn man jeden Tag damit Sport machen will und die Uhr regelmäßig nutzt. Bei wenig Nutzung komme ich auch mal auf anderthalb Tage, aber das bringt mich nicht wirklich weiter. Ich habe ja nicht überall das Ladekabel für die Watch dabei. Also wird einfach jeden Abend eine bis anderthalb Stunden aufgeladen. Wesentlich verbessert hat sich jedoch die Ladezeit. Apple sagt selbst, die Uhr lasse sich mittlerweile innerhalb von 60 Minuten von 0 auf 80% und in 90 Minuten bis auf 100% laden. Und das kann ich vollkommen unterschreiben. Vorher waren das circa 1,5 bis 2,5h und damit gibt es eine deutliche Verbesserung.
Einen Marathon konnte ich mit dem Akku der Series 5 problemlos laufen. Mangels Laufveranstaltungen aktuell konnte ich das mit der Series 6 leider nicht testen. Daran wird sich aller Wahrscheinlichkeit nichts geändert haben. Auch ein 30km oder 35km als Training, bei dem ich gleichzeitig Musik gehört habe, war nie ein Problem. Bei einem deutlich längeren Ultra wird der Akku aber wahrscheinlich nicht bis zum Ende mitspielen.
Dafür ist das Display nun aber auch bei gesenktem Arm heller. 500 statt 200 nits sollen bei Always-On auch das Display besser ablesbar machen, wenn man nicht explizit den Arm hebt, um das Display abzulesen. Das macht sich beim Training draußen bemerkbar und ist wirklich besser.
Die Zukunft der Gesundheit. Am Handgelenk.
Das ist der Slogan der neuen Apple Watch. Und der ist auch Programm. Das Thema Gesundheit wird wirklich groß geschrieben und findet sich sich an allen Ecken und Enden wieder.
Die Watch misst beim Sport und auch im Alltag die Herzfrequenz. Ist sie zu niedrig oder zu hoch, bekommt man einen Warnhinweis. Ist das der Fall, kann man den Herzrhythmus per Ein-Kanal-EKG checken und die ermittelten Daten auch als PDF-Datei an seinen Arzt schicken.
Ganz neu ist die Messung des Blutsauerstoffgehalts. Dieser kann theoretisch einiges über den aktuellen Gesundheitszustand und mögliche Erkrankungen aussagen. Jedoch fehlen hier noch abschließende Studien, weshalb Apple diese Funktion nur als Fitnessfeature bewirbt und ausdrücklich nicht als Messung nach medizinischen Standards. Dementsprechend erhält man auch keine wirklich konkreteren Hinweise, was der aktuell ermittelte Grad des Sauerstoffgehalts im Blut aussagt. Lediglich einen Prozentwert, der bei mir in der Regel zwischen 90 und 100% lag. Interessant, aber unterm Strich ohne Mehrwert, wenn man damit selbst nichts anfangen kann. Zudem ist eine Messung nur möglich, wenn der Arm wirklich still ist und nicht bewegt wird. Eine Messung während des Sports ist damit also aktuell ausgeschlossen.
Praktischer finde ich deshalb die Funktion, dass man beim Heimkommen ans Händewaschen erinnert wird und beim Händewaschen auch immer ein Countdown von 20 Sekunden herunterläuft. Ich wasche mir recht häufig die Hände. Wie lange jedoch 20 Sekunden sein können, das war mir vorher gar nicht so bewusst. Für mich ein sehr praktisches Feature angesichts der aktuellen Situation.
Genauso gut finde ich, dass die Apple Watch die Lautstärke in der Umgebung misst und auch hier Warnhinweise anzeigt, wenn es zu laut wird und wie man sein Gehör schützen kann.
Und der Schlaf kann seit dem neuesten iOS-Release getreckt werden. Die Auswertung der Daten ist jedoch etwas mau und oberflächlich. Man sieht lediglich die Gesamtschlafdauer, wie die Entwicklung in letzter Zeit war und etwaige Unterbrechungen im Schlaf. Da geht noch einiges, was die Differenzierung einzelner Schlafphasen angeht. Gut ist jedoch, dass man abends Hinweise zum Schlafengehen bekommt und wie man besser einschlafen kann. Es geht also mehr um Erstellung und Einhaltung von Schlafplan, als die Analyse des Schlafs.
Individueller geht's kaum
Als wirklichen Mehrwert empfinde ich, dass die Apple Watch optisch so vielseitig ist. Während reine Laufuhren für meinen Geschmack im Alltag doch oft etwas zu sportlich aussehen, lässt sich die Apple auch in der Freizeit oder auch auf der Arbeit zum Anzug gut tragen. Das liegt einerseits an der dezenten Form und Größe, den verschiedenen Farben und Materialien und den vielen Armbändern, die sich in wenigen Sekunden wechseln lassen.
Die Große Qual der Wahl fängt eben schon beim Material des Gehäuses an. Die Series 6 gibt es in Aluminium, Edelstahl und Titan. Dazu kommen je nach Material nochmal verschiedene Farben von Grau, über Silber, Gold, Blau bis Rot. Meiner Meinung nach lohnt sich der Aufpreis beim Gehäuse von Aluminium zu Edelstahl. Ich hatte die Apple Watch Series 3 und 4 in Aluminium, die Series 5 und 6 nun in Edelstahl. Und Edelstahl ist einfach wesentlich unempfindlicher was Kratzer angeht. Nach einem Jahr hatte meine Series 5 keinen Kratzer im Gehäuse und nur einen leichten Chip im Glas am Übergang zum Gehäuse. Stabil ist die Watch also auf jeden Fall. Und auch bis 50m Wasserdicht. Duschen, Plantschen, Schwimmen, alles kein Problem.
Erstaunlich ist, dass Apples Armbänder der ersten Stunden selbst heute noch an der Series 6 verwendbar sind. Das nenne ich mal nachhaltig. Ich habe mittlerweile gut ein Dutzend Armbänder aus Stoff, Silikon und Edelstahl. Die kann ich von Modell zu Modell einfach mitnehmen und je nach Outfit fix tauschen. Zum Anzug auf Arbeit gern das Milanaisearmband, zum Sport das bunte Silikon Loop. Und da auch Armbänder von Drittherstellern funktionieren, gibt es optisch kaum Grenzen. Wenn dann nur noch die Auswahl zum passenden Outfit so einfach wäre... ;)
Und das Zifferblatt kenn noch weniger Grenzen, was die eigene Gestaltung angeht.
Mein Fazit zur Apple Watch Series 6 beim Laufen
Wenn du oft auf der Bahn trainierst, Intervalle läufst oder nach Herzfrequenzzonen unterwegs bist, wird dich die Apple Watch beim Training vermutlich nicht zu 100% glücklich machen. Auch ein 100 Kilometer Ultra dürften nicht unbedingt die Sache einer Apple Watch sein. Dann wird eine reine Laufuhr wohl die bessere Wahl sein.
Willst du einfach nur laufen und deine Trainings hinterher auswerten, ist die Apple Watch gut geeignet. Insbesondere weil sie einen super Spagat zwischen Sport- und Alltagsuhr hinbekommt, wie es für mich bisher keine reine Laufuhr hingekriegt hat. Dafür sind einfach solche Kleinigkeiten für verantwortlich, die das Leben erleichtern, wie Apple Pay zum kontaktlosen Bezahlen. Siri, als Sprachassistentin. Oder auch die vielen Apps aus dem App Store auf der Uhr, die vom Wetterbericht bis zu den Fußballergebnissen fast alles möglich machen.
Wissen sollte mann, dass die Apple Watches* nur mit einem iPhone nutzbar sind. Mit einem Android Smartphone lässt sich die Watch nicht koppeln. Abhilfe schafft hier lediglich die Familienkonfiguration. Hast du ein iPhone, kannst du darüber auch die Watches deiner Familienmitglieder konfigurieren und als Elternteil für deine Kinder auch spezielle Vorgaben zur Sicherheit einstellen.
An das tägliche Laden der Uhr habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Schön ist es aber nicht unbedingt. Ein bisschen mehr Leistung wäre schon wirklich cool, da dann wohl auch lange Ultras kein Problem mehr wären. Die Mobilfunkverbindung und die damit erhöhte Sicherheit aufgrund leichter abzusetzender Notrufe schätze ich beim Laufen jedoch sehr.
Unterm Strich hat es also einen Grund, warum ich nun in der vierten Generation die Apple Watch nutze und seit bald drei Jahren fast ausschließlich damit unterwegs bin.
Preislich startet die Apple Watch übrigens bei ca. 420€ im Aluminiumgehäuse und bei 710€ mit Edelstahl. Titan und Sondereditionen wie von Hermès sind noch einmal teurer (Stand 11/2020).
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Hier findest du meine Testberichte zu den Vorgängermodellen der Apple Watch:
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