Zu Besuch beim Biomechaniker
Dieser Blogpost wurde netterweise von frisch-bewegt.de unterstützt.Horst Schlämmer hat Rücken, ich habe Knie. Deshalb war ich Mitte Februar beim Biomechaniker. Was der macht und was es dir bringt? Liest du hier..
Kurze Vorgeschichte
Seit Anfang Dezember laboriere ich - mal mehr mal weniger - mit Knieschmerzen herum. Das kurioseste daran ist für mich, dass es dafür keinen genauen Grund oder plötzlich aufgetretenen Unfall gab, sondern dass ich nachts wegen Knieschmerzen wachgeworden bin und mir seitdem das Knie wehtut. Und nachdem Laufpausen, Dehnen, Blackrollübungen, Tapes, etc. nur mäßigen Erfolg gebracht haben, wusste ich ehrlich gesagt nicht mehr weiter. Da ich von den meisten Orthopäden eher enttäuscht war (Standardbehandlung: Physiotherapie und ein paar Wochen Ruhe.. das kann ich auch selber), hatte ich den Besuch beim Doc kategorisch ausgeschlossen.
Zum Glück hat mir nach ein paar Wochen Josi (eine alte Lauffreundin) den Tipp gegeben, dass sie einen guten Bekannten hat, der Biomechaniker ist. Und nicht nur das, der würde sich mein Knie auch gerne mal anschauen. Also hat sie den Kontakt hergestellt und nach wenigen Tagen fand ich mich schon in seinem lichtdurchfluteten Studio wieder.
Bio..was?
Ein Biomechaniker setzt sich (im sportwissenschaftlichen Sinne - in meinem Fall speziell auf den Laufsport bezogen) mit dem Bewegungsapparat und den Bewegungsabläufen eines Menschen auf mechanischer, physiologischer und anatomischer Ebene auseinander. Laienhaft ausgedrückt wird sich der Körper also nicht durch die Brille eines Mediziners, sondern durch die Brille eines Ingenieurs angeschaut. Im Falle des Laufsports wird der Bewegungsablauf also auch auf physikalischer Ebene untersucht. Beugungswinkel der Kniegelenke, Flug- und Bodenkontaktzeit, Fußaufsatz, Hüftstellung, alles wird genau unter die Lupe genommen, um den Laufstil zu verbessern und damit Verletzungen vorzubeugen oder auch Beschwerden zu lindern bzw. sogar ganz zu kurieren. Genauso kann man die Laufanalyse aber auch als Instrument einsetzen, um noch mehr aus seinem Körper herauszuholen. Denn ein effizienter Laufstil lässt einen bei gleicher Anstrengung schneller sein 😉
Für ganz schlaue Köpfe und wissbegierige Hobbydoktoren geht es für weiteres Wissen hier zum passenden Wikipedia-Artikel.
Mein Besuch bei Frisch
Genug zum Drumherum, kommen wir zur Praxis und damit dem für mich als Patienten spannenderen Part.
Angekommen im Studio von Frisch am Schillerplatz in Berlin-Friedenau wurde ich auch gleich von Dr. Srđan Popović freundlich in Empfang genommen. Nachdem ich meine Laufklamotten angezogen hatte, wurde erst einmal ausführlich meine Vorgeschichte analysiert:
Wo komme ich sportlich her?
Wie liefen die letzten Wochen?
Seit wann habe ich die Schmerzen und wie machen sie sich bemerkbar?
Wo will ich hin?
Nur wenn man die Rahmenbedingungen absteckt, kann man auch geeignete Maßnahmen ergreifen. Denn das Ziel London Marathon hat für mich derzeit oberste Priorität.
Keine Diagnose durch die Hose
Nachdem Srđan sich sehr viel Zeit für das Gespräch genommen und mir zugehört hat, ließ er Taten folgen. Auf der Liege wurde die Beweglichkeit meiner Beine und meiner Hüfte untersucht. Wo kommen die Schmerzen her? Was hat meine Wirbelsäule und Hüfte damit zu tun? Nach einer Vielzahl von Checks war einiges klarer. Und mit dem Wissen ging es zur 3D-Videoanalyse auf's Laufband. Kurz kalibrieren, Laufen und für's Erste waren wir mit dem Laufen auch schon wieder fertig.
Dr. Srđan Popović bei der Auswertung der digitalen 3D-Analyse |
Außerdem haben wir noch ein paar Übungen ausprobiert, die meine Knieschmerzen beseitigen sollen. Diese wurden mir auch noch einmal in einem Fitnessportal im Internet (als Reminder) zur Verfügung gestellt, für die ich per Mail die Zugangsdaten bekommen habe. Und neben den Übungen in Form eines Videos, wurden auch noch ein paar für mich persönlich wichtige Tipps zur Ausführung hinzugefügt.
Und genauso wurde mir auch die technische Auswertung per Mail zur Verfügung gestellt. Daraus gehen Details hervor, auf die ich insbesondere beim Training selber achten sollte, um in Zukunft noch schonender und dabei effizienter zu laufen. Am Rand seht ihr einen kleinen Einblick in die Auswertung.
Mein Fazit: Lohnt sich ein Besuch?
Ich bin ehrlich gesagt überrascht. Ich hatte vorher schon eine Leistungsdiagnostik mitgemacht, daraus für mich ehrlich gesagt aber nicht so viel gewinnen können. Das mag vielleicht auch ein Stück weit an der Qualität der Diagnostik liegen. Will heißen, dass der Preis nicht immer zwingend die Qualität einer Laufdiagnostik widerspiegelt und ist von Praxis zu Praxis sicherlich auch unterschiedlich. In meinem Fall hatte sie mir aber nichts langfristiges gebracht, da ich keine Anleitung bekommen habe, wie mir das langfristig helfen könnte.
Bei der Bewegungsanalyse im Studio von Frisch hingegen habe ich aber nicht die Fakten auf einem abstrakten Niveau präsentiert, sondern in leicht verständlicher Form mit der Verknüpfung zu meinem Trainingsalltag erklärt bekommen. Dadurch nehme ich wirklich was mit. Und die Erkenntnisse daraus sind meiner Ansicht nach nicht nur für Laufprofis, sondern auch für Einsteiger interessant und vor allem wichtig. Denn jeder ist gerne ein bisschen schneller, vor allem aber geht es doch um die Gesundheit, damit wir unseren Sport langfristig mit Freude ausüben können.
Die Anamnese und anschließende Untersuchung waren professionell, die daraus abgeleiteten Maßnahmen einfach und nach einigen Tagen schon für mich mit ersten Erfolgen gekrönt. Und ich weiß, dass ich so eine Bewegungsanalyse in einiger Zeit auf jeden Fall noch einmal machen werde, um meinen Fortschritt zu überprüfen. Wenn ich überlege, was für Unsummen man für Ausrüstung, Riegel, Gels, Supplemente, Startgebühren und Co. ausgibt, ist die Bewegungsanalyse auf jeden Fall seinen Preis wert. Denn an der Gesundheit sparen heißt für mich auf lange Sicht am falschen Ende zu sparen.
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