Donnerstag, 26. Juli 2018

Test: Apple Watch Series 3 - was taugt die Smartwatch als Fitness- und Laufuhr?

Anzeige: Die Uhr wurde mir netterweise von Apple für den Test zur Verfügung gestellt.

Eine Smartwatch als Laufuhrersatz? Eigentlich nur schwer vorstellbar. Ich habe es trotzdem ausprobiert und in den letzten viereinhalb Monaten über 600 Laufkilometer mit der Apple Watch Series 3* gesammelt.


Klar, eine Laufuhr ist eine Laufuhr und eine Smartwatch eine Smartwatch. Das sollte man meiner Ansicht nach vorab bei den Erwartungen trennen und bei der Nutzung im Sinn haben. Aber eine Smartwatch bietet in der Regel auch einige Vorteile. Zum Beispiel was die Optik und damit die Alltagstauglichkeit angeht. Und das besonders, wenn man die Uhr auch als Fitness-/ Activity-Tracker verwenden möchte. 

Die äußeren Werte


Hierunter zählen für mich Materialien, Aussehen, Tragekomfort und Alltagstauglichkeit. 
Die Apple-Watch gibt es in zwei Größen - mit 38 und 42mm Gehäuse - damit für größere und kleinere Handgelenke gleichermaßen etwas dabei ist. Außerdem kann der Käufer zwischen den Materialien Aluminium, Edelstahl und Keramik für das Gehäuse und Silikon, Nylon, Edelstahl und Leder für das Armband wählen. Bei so viel Auswahl dürfte für jeden etwas dabei sein. Und nach kurzer Zeit habe ich den Vorteil genoßen, dass sich die Armbänder in Sekundenschnelle tauschen lassen. Zum Laufen Silikon (das lässt sich so leicht vom Schweiß reinigen), zum Anzug gern auch mal etwas optisch Hochwertigeres.
Damit auch bei den Armbändern schmalere und breitere Handgelenke problemlos das für sich passende Gegenstück finden und die Watch bequem sitzt, werden bei den sogenannten Sportarmbändern aus Silikon gleich Bänder in zwei Längen mitgeliefert. Die Looparmbänder hingegen, die sich an einem Stück um den Arm wickeln, sind eh nicht an die vorgegebenen Lochabstände gebunden und können stufenlos an das Handgelenk angepasst werden.
Das Aussehen selbst wirkt aufgrund seiner hochwertigen Material sehr edel. Anscheinend sogar so hochwertig, dass ich regelmäßig Kollegen bei mir in der Bank sehen, die auch Apple Watches zum Anzug tragen. Klares Plus, denn manche Kunstoffklotze von Laufuhr eignen sich eher weniger auch auf Arbeit und in der Freizeit getragen zu werden. Schade, wenn man auch den Rest des Tages seine Bewegung aufzeichnen möchte.


Die inneren Werte 


Jetzt wird es erst richtig spannend. Die Apple Watch Series 3 ist ausgestattet mit GPS und GLONASS, einem Dual-Core Prozessor, einem barometrischen Höhenmesser, 8 GB internen Speicher. Beschleunigungs- und Gyrosensor sowie gehärtetem Ion-X Glas. WLAN (802.11b/g/n 2,4 GHz), Bluetooth 4.2, bis zu 18h Batterielaufzeit, watchOS 4 und Wasserdicht ist die Uhr auch noch bis 50 Meter.

So liest sich zumindest das Handbuch. Was bedeutet das aber für mich als Läufer?

Die Apple Watch Series 3 hat meiner Erfahrung nach nie Problem dabei GPS zu finden. Im Gegenteil, die Uhr war manchmal schneller bereit zum Laufen als ich, denn lange Wartezeiten gibt es nicht. Dafür dauert es am Anfang manchmal, bis der optische Sensor die Herzfrequenz darstellt und die angegebenen Werte sind naturbedingt ja auch gewissen "Schwankungen" ausgesetzt, die ein optischer Herzfrequenzmesser nunmal so mit sich bringt. Alternativ ist es aber möglich einen Brustgurt per Bluetooth zu koppeln. Der optische Sensor schaltet sich dadurch ab und die gemessene Herzfrequenz wird wesentlich genauer ermittelt. Im Vergleich mit dem TomTom Spark 3 weichen die Ergebnisse des optischen Sensors aber nur minimal um ein bis drei Schläge pro Minuten ab und bei den Durchschnittswerden am Ende eines Laufes sind kaum Unterschiede auszumachen.

Die Konfiguration ist in wenigen Minuten erledigt
Gelaufen wird mit einer App. Entweder der Training-App aus dem Hause Apple selbst, oder aber mittels einer Drittanbieterapp wie der NRC-App von Nike oder auch Runtastic. Das hat seine Vorteile, denn wenn einem das Design oder die Funktionen der einen App nicht zusagen, kann man eine andere nutzen. Andererseits bietet meiner Erfahrung nach bisher keine dieser Apps die Möglichkeit, auf Basis der Daten des integrierten Barometers Unwetterwarnungen herauszugeben. Das finde ich schade! Wenn die Technik an Board ist, kann man die gern auch nutzen. Und man muss natürlich ehrlich sein, es ist eine Smartwatch mit den Funktionen einer Smartwatch. Eine Laufuhr wiederum ist rein aufs Laufen fokussiert und das merkt man. Dazu aber mehr unter dem Punkt Bedienung.

Der Akku hielt in meinem Test je nach Benutzungsintensität immer zwischen anderthalb und zwei Tagen. Ein Longrun über drei Stunden kostete 25-30% Akkuleistung. Wer gleichzeitig dazu Musik hört, bei dem wird der Stromverbrauch deutlich höher liegen. Da ich aber keine 100km-Ultras laufen, komme ich damit super zurecht. Einzig und allein saugt die Kopplung mit dem iPhone ganz schön am Akku des iPhones. Aber auch das muss man nicht immer dabei haben. Beim Laufen einfach die Watch dabei haben und sobald Apple Watch und iPhone wieder verbunden werden, werden die Laufdaten automatisch synchronisiert.

Besonders gern nutze ich tatsächlich die Möglichkeit, Musik beim Laufen zu hören, ohne ein Handy o.ä. mitzuschleppen. Bei 8 GB internen Speicher ist genügend Platz vorhanden, einige Alben und Playlists von Apple Music auf dem iPhone mit der Uhr zu teilen und so beim Lauf einfach nur die Kopfhörer aufzusetzen. Je weniger Gepäck, desto besser 😊

Eingangs erwähnte ich ich zudem das schnell gefundene GPS-Signal, was natürlich super ist. Leider ist mir aber aufgefallen, dass die aufgezeichnete Strecke mit diversen Apps immer länger ist als z.B. mit Laufuhren von TomTom oder Garmin (bin mehrmals mit zwei Uhren gleichzeitig gelaufen). Mir ist bewusst, dass die mittels GPS ermittelten Ergebnisse niemals zu 100% korrekt sind, aber i.d.R. ist die Strecke mit der Apple Watch immer 1% weiter als "normal" mit anderen Geräten. Das sollte man bei der Freude über die Leistung mit einkalkulieren, um im Wettkampf nicht enttäuscht zu sein.

Die Bedienung


Die Bedienung selbst ist intuitiv und macht Spaß. Die Uhr wird mittels Touchscreen, drehbarer Digital Crown und Seitentaste gesteuert, was überwiegend sehr gut funktioniert. Bei schwitzigen Fingern gerate ich aber manchmal an meine Grenzen. Beim Intervalltraining muss ich nämlich die einzelnen Intervalle über eine Geste auf dem Touchscreen stoppen und neu starten. Und das konnte hin und wieder zu einer feuchtfröhlichen Herausforderung werden.

Die Auswertung der Läufe wiederum kann in Kurzform auf der Uhr selbst oder aber ausführlich in der entsprechenden App (in meinem Fall der NRC-App) vorgenommen werden. Im Internet findet man auch Anleitungen zum Export in Strava. Daran sollte es also nicht scheitern.

Die Funktionen 


Hier bietet die Apple Watch Series 3 als Smartwatch natürlich eine ganze Reihe mehr an Funktionen, als reine Laufuhren integriert haben. Andererseits aber auch einiges weniger. Klingt widersprüchlich? Ist aber so..
Denn als Smartwatch bietet die Apple Watch die Möglichkeit, aus dem App-Store hunderte Apps herunterzuladen. Sei es eine App für Yoga, mit dem Wetterbericht, mit den Fußballergebnissen und Live-Tickern, für Atemachtsamkeitsübungen, zur Navigation oder eine Radio-App. Damit kann keine Laufuhr der Welt mithalten.

Die Uhr versucht regelmäßig zur Bewegung zu animieren
ABER, es gibt nun einmal ein kleines aber, Funktionen und Bedienung einer Laufuhr sind laufspezifisch natürlich viel ausgeprägter. Ich bin viel mit der NRC-App gelaufen und die bietet Problemlos die Möglichkeit vorab Ziele zu Kilometerumfängen oder Zeiträumen einzustellen und auch ein Intervalltraining ist mit dem Modus Tempo möglich. Aber das
funktioniert mit einer reinen Laufuhr natürlich genauer. Ich kann vorab zum Beispiel keine Intervalle und Pausen programmieren, sondern muss mein Training zu 100% im Kopf haben. Und auch eine einfache Funktion Runden zu messen gibt es nicht. Geschweige denn einen eigenen Knopf für Start und Stopp. Ebenfalls lassen sich keine Grenzen für Geschwindigkeit oder Pulsfrequenz festlegen, bei deren Verlassen die Uhr einen warnt. Und auch ein Nachhause-Funktion, die den Sportler mittels Kompass oder Routenfunktion automatisch nachhause führt, sucht man bei der Apple Watch vergeblich.

Gleichwohl kann man auf der Watch aber ein Navi einstellen und versuchen sich darüber zu navigieren. Vor allem aber kann man mit der Watch telefonieren. Und sofern man die Apple Watch Series 3 in der Cellular-Version hat (derzeit mit der Telekom und Vodafone nutzbar - Juli 2018), kann man mit der Watch sogar telefonieren, OHNE dass man extra ein Handy braucht. Und das hat meiner Ansicht nach einen riesigen Vorteil für die eigene Sicherheit. Meiner Ansicht nach also ein dicker Pluspunkt.

Zudem beherbergt die Uhr von Hause aus die App Aktivität. Ein Fitness-Tracker, der spielerisch zur Bewegung animieren soll und mich bei meinem Bürojob regelmäßig in Bewegung bringt. Denn es gibt einen blauen Ring für das Stehziel, einen grünen Ring für ein Bewegungsziel in Minuten und einen roten Ring für ein definiertes Kalorienziel.
Ziel ist es, diese Ringe täglich zu schließen. Das funktioniert, in dem man an mindestens 12 Stunden am Tag für mindestens eine Minuten steht/sich in aufrechter Position befindet (für den blauen Ring), sich am Tag mindestens 30 Minuten bewegt (für den grünen Ring) und Summe X an Kalorien für den Tag verbraucht. Sofern man die Ziele erreicht, kann man digitale Abzeichnen sammeln.
Zudem sieht man Schritte und Treppen, die man am jeweiligen Tag erklommen hat.

An Lob wird nicht gespart 😊
Ich merke zwar selber, wenn ich mich nicht ausreichend bewege oder zu lange gesessen habe, aber so eine App motiviert mich ehrlich gesagt noch einmal mehr. Und da kommt der Typ für Zahlen, Daten und Fakten wieder in mir durch, der seine Ziele erreicht wissen will.

Für alle Multisport-Fans, hat die App Training noch ein Schmankerl parat. Denn diese Unterstützt nicht nur das Aufzeichnen von Läufen, sondern auch von folgenden Funktionen: Rad Outdoor, Gehen Outdoor,  Laufen Outdoor, Gehen Indoor, Laufen Indoor, Rad Indoor, Crosstrainer, Rudergerät, Stepper, Beckenschwimmen und Freiwasser. Zudem lässt sich die Watch in einigen Fitnessstudios mit den Geräten koppeln und sich so direkt Fitnesssdaten austauschen. Also ein wahres Multitalent.

Mein Fazit


Die Apple Watch Series 3* ist meiner Ansicht nach für Hobbyläufer ein netter Kompromiss. Und vor allem ein tolles Spielzeug. Wer eine Apple Watch hat und beim Laufen nicht unbedingt Runden messen oder vorab programmierte Intervalle ballern möchte, liegt mit der Uhr auf keinen Fall falsch. Denn neben einem schnellen GPS, leichtem Gewicht und einem schicken Design bietet die Uhr alles, was man zum reinen Laufen benötigt.

Klar, wer bisher eine Sportuhr hatte und ein Fan der leichten Bedienung mit X Knöpfen am Gehäuse ist, der wird sich mit der Apple Watch ggf. etwas schwer tun. Und auch für Trailläufer in Gebirgen oder auf unbekannten Terrain bietet sich eine reine Laufuhr vermutlich eher an. Aber Punkten kann Apple insbesondere aufgrund der hohen Qualität und den schönen "Spielereien" für den Alltag. Denn wer kann schon mit seiner Laufuhr das Licht zuhause ein- und ausschalten oder Siri bitten Mama/Papa/Schwester/Bruder/Tante/Onkel anzurufen, wenn man sich beim Laufen verletzt hat und nicht mehr zurückkommt? 😉 Wer sich eine Smartwatch holen und diese auch zum Laufen nutzen möchte, macht hiermit auf keinen Fall etwas falsch. Und mein bisherige Laufuhr lag in den letzten Monaten fast immer in der Schublade, weil ich bei meinen Laufeinheiten super mit der Apple Watch zurechtkomme.



+ schnelles GPS
Gewicht je nach Version mit 26,7 - 34,9 Gramm sehr leicht
super leicht wechselbare Armbänder für wechselnde Anlässe
zusätzliche Apps für (fast) jede Lebenslage

- Bedienung beim Laufen durch den Touchscreen etwas schwer und nicht blind möglich
mehr reine Lauffunktionen wie ein im Voraus programmierbares Intervalltraining wären wünschenswert 
mit einem Preis ab 369€ für eine Smartwatch ok, aber nicht unbedingt ein Schnäppchen
manchmal größere Abweichungen der mittels GPS getrackten Strecke



Mit dem Einsatz im Winter bei Temperaturen im Minusbereich habe ich bisher keine Erfahrungen.

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2 Kommentare:

  1. Hallo Lars, cooler Bericht von dir.
    Wollte nur kurz einwerfen: Einen Start Stopp Knopf gibt es (irgendwie) schon. Du musst während des Laufes die digitale Krone und den unteren Knopf gleichzeitig drücken, dann pausiert deine Aktivität. Wenn du diese noch einmal drückst, läuft deine Aktivität wieder weiter.

    Grüße aus Wolfenbüttel :-)

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    1. Hi und vielen Dank für den Hinweis!

      Die Funktion kannte ich ehrlich gesagt noch nicht. Habe ich eben mal in der NRC-App getestet und es klappt tatsächlich, genial. 😜 Nur doof, dass diese Tastenkombination bei mir gleichzeitig mit der Funktion Screenshots auszulösen verbunden ist..Dementsprechend habe ich nach einem Intervalltraining dann ein dutzend Screenshots meiner Apple Watch auf dem iPhone. Das muss ich mir noch einmal überlegen.

      Lieben Dank für den Hinweis und beste Grüße nach Wolfenbüttel 😊
      Lars

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